Magazin
Hier erzähle ich von den Büchern, die ich gelesen habe, aber nur selten von Neuerscheinungen und auch nicht in Form üblicher Rezensionen. Mich interessieren – neben Krimis – alle Arten von Büchern, ob alt oder neu und egal welchen Genres; sie müssen nur dieses ganz Besondere an sich haben … Ich werde zum Beispiel neugierig auf Bücher, wenn mir andere (ob Menschen oder Bücher) voller Begeisterung davon berichten und ein spezielles Detail herausgreifen. Vielleicht findet in den von mir erlesenen Büchern jemand anders für sich das ganz Besondere.
Rund um solche Bücher gibt es weitere Geschichten, die wahr sind, auch wenn sie wie erfunden klingen: Lebenswege von Buchmenschen oder Themen, die auf überraschende Weise und an erstaunlichen Orten auftauchen – manchmal auch hier, als Versuch.
Lesende (und schreibende) Menschen sind auch gern gesellig; dann treffen sie sich am liebsten bei Gelegenheiten, die auch im weitesten Sinne mit Büchern zu tun haben.
Begleiten Sie mich in die Buch-Abenteuer!
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#krimifrauenlesen #MSchwestern
Für die große Lese-Challenge der Mörderischen Schwestern habe ich mir vorgenommen, aus jedem Jahr einen Krimi zu lesen, und zwar ab 2020 rückwärts.
Ausgewählt habe ich dabei ganz unterschiedliche Romane: mit Preisen ausgezeichnete oder völlig unbekannte, Bestseller und Sonderfälle, von erfahrenen Autorinnen oder von Neulingen, solche Bücher, die ich schon kenne, und solche, zu denen ich bislang noch nicht gekommen bin. Für manche Jahre, besonders weit zurückliegende, werde ich wohl einfach das lesen, was sich bereits in meinem Bestand befindet. Und natürlich kann sich diese Liste auch noch verändern!
Hier das erste Jahrzehnt:
Vaszary, Anne von: Die Schnüfflerin. Knaur, 2020.
Oertel, Ricarda: Nordfinsternis. Emons, 2019.
Bohnet, Katja: Kerkerkind. Knaur, 2018.
Heib, Marina: Drei Meter unter Null. Heyne, 2017.
Rathjens, Sofie: Aschenkind. Aufbau, 2016.
Buck, Vera: Runa. Limes, 2015.
Borrmann, Mechtild: Die andere Hälfte der Hoffnung. Droemer, 2014.
Luttmer, Nora: Schwarze Schiffe. Aufbau, 2013.
Goldmann, Anne: Triangel. Ariadne, 2012.
Römer, Carolin: Die irische Meerjungfrau. Conte, 2011.
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Januar 2014
Liebe Lesende,
auch wenn ich vorhatte, im Januar noch schnell alle die 2013 angefangenen Bücher zu Ende zu lesen, geschafft habe ich keines davon (eins beinahe gestern noch, aber nun muß es auf die nächste Runde warten). Statt dessen hab ich jeweils in Windeseile vier total andere verschlungen, davon zwei, die ich früher schon mal gelesen hatte, und zwei mir neue.
Anne McCaffrey: The Crystal Singer. 1974-75, 1982 / Killashandra. 1985
Die Autorin ist unlängst hochbetagt gestorben auf ihrem Landsitz in Irland, wohin sie aus den USA zog, sobald ihr Einkommen das erlaubte (Irland hat auch eine für Künstler großzügige Steuerpolitik). Bekannt geworden in der Science-Fiction-Szene ist sie vor allem durch ihre Drachenreitersaga, aber sie hat auch zahlreiche andere Miniserien geschrieben, oft mit anderen zusammen. Ihr Erzählstil ist ungefähr so kompliziert wie ein Volksmärchen (besonders liebte sie offenbar das Aschenputtelmotiv), aber das hat sie eigentlich immer schön gemacht, die Bücher kann man so runterlesen und bereut es nicht. Was mir vor allem an ihren Werken gefällt, sind die starken und aktiven Frauenfiguren, die auch erfreulich selten beweisen müssen, daß ein Mädchen auch das kann, was ein Junge kann – diese Gesellschaft der Zukunft ist weitgehend egalitär. McCaffreys Liebe zur Oper (sie studierte ursprünglich Gesang und Regie, auch eine Zeitlang in Düsseldorf) und ihr Talent, für Jugendliche zu schreiben, führte zu der Kristallsängertrilogie.
An deren zweiten Band mußte ich neulich denken, als ich im Fernsehen mehrere Dokumentationen über die Südsee sah, denn das Buch spielt in einem ähnlichen Umfeld. Doch bevor ich es in die Hand nahm, habe ich schnell noch den ersten Band wiedergelesen.
Zu den Büchern: Darin erfahren wir, wie die ehrgeizige Killashandra zur Kristallsängerin wird, als sie mit ihrem ursprünglichen Traum von einer interstellaren Opernkarriere scheitert. Auf dem Planeten Ballybran werden Kristalle abgebaut, die als Energiewandler und für Kommunikationszwecke eingesetzt werden. Die Kristalle können nur mithilfe von speziellen Trennschneidern gewonnen werden, die mit gesungenen Tönen auf die Kristallschwingungen eingestellt werden. Das Leben von Kristallsängern ist einerseits spektakulär, weil sie irre gut verdienen, andererseits extrem hart, solange sie im Feld sind. Im zweiten Band erhält Killashandra den Auftrag, auf einem entlegenen Planeten eine besondere Orgel zu reparieren, die mit solchen Kristallen arbeitet. Kaum eingetroffen, gerät sie schon in politische Wirren und wird auf einer einsamen Südseeinsel ausgesetzt. Doch Killashandra ist viel zu hibbelig, um dort auf Rettung zu warten; sie flüchtet und mischt sich unerkannt unter die Rebellen.
Das liest sich, wie gesagt, alles sehr flott und unterhaltsam, und auch wenn der Science-Fiction-Hintergrund mit fremden Planeten und Raumschiffen und Technoschnickschnack im Grunde nur Hintergrund bleibt, so zählen McCaffreys Romane doch zu den erfreulicheren Erscheinungen des Genres, weswegen die Autorin auch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in die Hall of Fame aufgenommen wurde.
Deutschsprachige Ausgaben:
Anne McCaffrey: Die Kristall-Sängerin. Übersetzt von Barbara Heidkamp. Bastei-Lübbe, 1984. / Killashandra. Übersetzt von Jürgen Langowski. Heyne, 1990.
Tana French: In the Woods. 2007
Dieses Debüt einer Autorin, die international aufgewachsen ist und sich jetzt in Irland niedergelassen hat, wurde mir von einer Freundin sehr ans Herz gelegt. Ich schlug es auf, und etwa fünfzig Seiten später legte ich es nur unwillig kurz aus der Hand – alles in allem habe ich für den 700 Seiten starken Roman etwa zweieinhalb Tage gebraucht. Das liegt am Erzählstil, der manchmal überraschend poetisch aufstrahlt, an der Erzählfigur, die uns an ihren Stärken und Schwächen und vor allem ihrem ungewöhnlichen Lebenslauf teilhaben läßt, und an der Handlung selbst, die wirklich unvorhersehbare Wendungen nimmt (die allesamt durch Vorschau angedeutet werden und dennoch überraschen).
Zum Buch: In einem Vorort von Dublin wird auf einer archäologischen Fundstätte ein ermordetes Mädchen entdeckt – nicht das Opfer eines rituell vor sich hinmordenden Serienkillers, so viel steht schnell fest. Aber warum wurde sie dann umgebracht? Zwei junge Kripoleute erwischen den Fall zufällig und sehen eine Chance, sich damit zu beweisen. Doch es kommt alles völlig anders als geplant und erhofft.
Irre spannend. Sehr gut geschrieben, ich würde sagen: literarisch. (Und schön übersetzt.) Hebt sich in jeder Hinsicht aus der Krimimasse heraus. Wie gut, daß ich den zweiten Band schon habe, auch wenn darin die Erzählfigur wechselt.
Deutschsprachige Ausgabe:
Tana French: Grabesgün. Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Scherz, 2008.
Judith Schalansky: Der Hals der Giraffe. Suhrkamp, 2011.
Aufgrund der enthusiastischen Kritiken wollte ich mal reingucken, fand die Hauptfigur eher unsympathisch und wurde total schnell hineingezogen in ihr Leben.
Zum Buch: Es erzählt eine Gymnasiallehrerin (Bio und Sport) aus Vorpommern, wie ihre Schule schrumpft und voraussichtlich bald ganz geschlossen wird. Die Lehrerin übernimmt aber noch eine neue Klasse, die sie wie alle anderen davor in ihrem strengen Frontalstil unterrichtet. Sie tendiert dazu, alles vom biologischen Standpunkt aus zu sehen, und das macht ihre Sichtweise ungewöhnlich und spannend.
Mit Gefühlen hat sie es nicht so; daran scheitert sie auch am Ende, würde ich sagen, und das war es auch, was sie mir nie so recht sympathisch werden ließ. Und dennoch wollte ich das Buch nicht aus der Hand legen. (Es ist, anders als das oben besprochene, recht kurz.) Ich weiß nicht, ob ich von dieser Autorin mehr lesen will, aber ich will unbedingt rauskriegen, wie sie es geschafft hat, mich so zu fesseln (und andere, die das Buch trotzdem nicht mögen)!
Aktuell:
Immer noch ein klassischer Science-Fiction-Roman, John Carter of Mars, dazu als Nachtlektüre die nächste Christie; und das Buch, das ich gestern schon fertig haben wollte: ein Gartenbuch. (Und die anderen vierzig oder so, die ich angefangen hab.) Sowie natürlich auch meine Weihnachtsbücher, die sind aber übersichtlich in der Zahl: drei.
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Dezember 2013
Verehrte Leserinnen und Leser,
holen Sie tief Luft und atmen Sie den Stallgeruch – mit dem ich selbst eigentlich gar nichts zu tun habe, ich bin auch kein Pferdefan …
Dick Francis: Blood Sport. 1967 / Forfeit. 1968 / Enquiry. 1969 / Bonecrack. 1971 / Slay Ride. 1973.
Vergangenen Monat bin ich echt eingeknickt und hab – teils weil oft unterwegs per Zug, teils als Realitätsflucht – fünf, in Worten: FÜNF Dick-Francis-Krimis gelesen! Das sollte man eh nicht tun, aber ich hab daran auch deutlicher gemerkt, daß seine Bücher doch etwas unterschiedlich sind. Das kann liegen an a) nichts wirklich Neues eingefallen und nur geschrieben, weil Verlag/Markt es verlangt, oder b) zu viel gewollt oder c) Thema eignete sich doch nicht, um Pferd darin unterzubringen …
Zu den Büchern:
Blood Sport: Gene Hawkins, der irgendwie für die britische Regierung arbeitet und Bewerber begutachtet, die sich für einen Posten als Spion interessieren, wird von seinem Boß quasi ausgeliehen an einen amerikanischen Freund, dem ein Zuchthengst gestohlen wurde. Gene ist zwar ein total kaputter Typ, also mental und so und sehr depressiv (was ich ihm aber nicht immer so recht geglaubt hab), doch er macht sich aus Pflichtbewußtsein auf die Suche nach dem Tier, das schon das zweite oder vielmehr dritte auf diese Art gestohlene Pferd ist. Die Suche führt ihn von London (mit Abstecher themseaufwärts) nach New York und Colorado, nach Kalifornien und schließlich nach Las Vegas. Was Gene auch so ein bißchen am Leben hält, ist die Tochter seines Chefs (etwas arg jung, aber es passiert ja auch nix), die ihm den Glauben an die Menschheit zurückgibt. War spannend und flott zu lesen.
Forfeit: James Tyrone ist Rennsportreporter in London und ein weiterer von Francis’ edlen Helden, auch wenn er zunächst mal fremdgeht. Wir geübte Leserinnen wissen aber, daß er einen guten Grund dafür hat – und erfahren es auch bald, nämlich daß Tyrones Frau völlig gelähmt ist und er sie zu Hause pflegt. Im Rahmen seiner Recherchen für eine längere Reportage tritt Tyrone einem fiesen Wettbüromagnaten auf die Zehen, und ab da entwickelt sich das übliche Szenario. Trotzdem ist auch dieser Krimi gut und flott zu lesen, dank einiger kleiner Überraschungen in Plot und Charakterisierung der Figuren.
Enquiry: Der Jockey Kelly Hughes wird verdächtigt, beim Rennen betrogen zu haben, und zusammen mit seinem Trainer vorerst total gesperrt. Den Trainer nimmt das viel mehr mit, weil es ihn auch härter trifft, wie seine Tochter berichtet, die Kelly um Hilfe bittet (also sie den Jockey). Kelly fühlt sich zu Unrecht verurteilt, hat auch schon ein paar Unstimmigkeiten entdeckt und will vor allem die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Dies wiederum führt dazu, daß er diversen Leuten auf die Zehen tritt … na ja, (fast) das Übliche. Sehr schön, daß der Plot eben doch nicht so vorhersagbar ist!
Bonecrack: Der war noch ganz okay, obwohl ich mit dem Helden sehr lange nicht sonderlich warm geworden bin. Neil Griffons Vater, ein Rennpferdtrainer, liegt im Krankenhaus, und so sieht Neil (obwohl von Beruf Buchhalter) mal ein bißchen nach dem Rechten im Stall – bis er entführt und gezwungen wird, einen bestimmten Menschen als Rennjockey einzustellen. Natürlich sträubt sich Neil (und entdeckt dabei seine Qualifikation als Trainer, was niemand je gedacht hätte und alle anderen ihm auch absprechen, vor allem sein Vater), und natürlich ist dieser Möchtegernjockey ein Arschloch – aber Neil kann die Sache zum Guten wenden, zumal er auch merkt, daß der Jockey durchaus was kann. Doch es gibt Leute, denen das nun wieder überhaupt nicht gefällt. Zweite Hälfte zwar süßlicher, aber besser als erste Hälfte.
Slay Ride: Dick Francis ist sicherlich auch mal Rennen in Norwegen geritten, und die beiden Länder verbindet ja seit den normannischen Raubzügen so einiges. Dennoch fürchte ich, daß der Autor sich hier übernommen hat. Im Bestreben, endlich auch mal einen Krimi dort spielen zu lassen (vielleicht hat’s ihm ja auch gut gefallen), gurken wir mit seinem Helden David Cleveland, der einen verschwundenen britischen Jockey suchen soll, über die Straßen von Oslo. Außer „kalt und windig“ will sich aber kein Gefühl für den Ort der Handlung einstellen, ich wußte auch nicht so ganz, wen ich von allen auftretenden Figuren nun überhaupt mochte oder nicht, konnte viele auch nicht auseinanderhalten und fand den Showdown total unglaubwürdig. Dabei weiß ich doch, daß Norwegen ein spannendes Land mit ungewöhnlichen Features ist, selbst wenn ich noch nicht dort war. (Aber wer je Stefanie Baumms Urlaubserzählung gehört hat oder mal ein paar Jazzer von dort live erlebt hat …)
Deutschsprachige Ausgaben:
Dick Francis: Grand Prix für Mord. Übersetzt von Norbert Wölfl. Goldmann, 1968. Auch unter dem Titel: Schnappschuss. Diogenes, 1998.
Dick Francis: Jede Wette auf Mord. Übersetzt von Sigrid Kellner. Ullstein, 1970. / Neu übersetzt von Nikolaus Stingl unter dem Titel: Hilflos. Diogenes, 1994.
Dick Francis: Milord liebt die Peitsche. Übersetzt von Brigitte Fock. Ullstein, 1970. / Neu übersetzt von Nikolaus Stingl unter dem Titel: Peitsche. Diogenes, 1995.
Dick Francis: Tod am Turf. Übersetzt von Ursula Bergmann. Ullstein, 1972. / Neu übersetzt von Michaela Link unter dem Titel: Knochenbruch. Diogenes, 1996.
Dick Francis: Ein Jockei auf Tauchstation. Übersetzt von Gisela Stege. Ullstein, 1974. Auch unter dem Titel: Schlachtritt. Ullstein, 1987. / Neu übersetzt von Jobst-Christian Rohjahn unter dem Titel: Schlittenfahrt. Diogenes, 1996.
Agatha Christie: The Seven Dials Mystery. 1929.
Ich sagte es ja neulich schon: erstaunlich, diese Begeisterung Christies für finstere Geheimgesellschaften, dabei hat sie erkennbar keine Ahnung davon, wie die funktionieren (ich weiß das eigentlich auch nicht, aber so jedenfalls nicht!), und eigentlich waren die auch im englischen Krimi dieser Zeit so gut wie aus der Mode. Was sie aber kann, und damit beginnt hier auch die Erzählung, ist die Schilderung englischen Landlebens (hier auf Chimneys, das schon in einem früherem Roman vorkam), wie es der niedere Adel führt – bzw. was sich die Bürgerlichen so darunter vorstellen. Die eigentliche Protagonistin des Buches tritt allerdings erst später auf, dann aber mit Wucht. Sie ist eine unabhängige höhere Tochter, sehr energisch (was wir an ihrem Fahrstil erkennen) und nicht unbedingt darauf erpicht, sich möglichst schnell zu verheiraten. Ich war dann auch sehr erstaunt, wie fix, ja geradezu unvermittelt sie später in die Arme von – doch halt, so schnell geht’s nun auch wieder nicht. Bis dahin ist es jedenfalls sehr wirr und sprunghaft.
Zum Buch: Der völlig überraschende und unerklärliche Mord an einem jungen Lord in besagtem Landhaus während einer Wochenendgesellschaft führt auf die Spur einer Geheimgesellschaft, die möglicherweise in die politischen Ambitionen einiger anderer junger Herren und älterer Wirtschaftsbosse verwickelt ist …
Deutschsprachige Ausgabe:
Agatha Christie: Der letzte Joker. Übersetzt von Renate von Walter. Scherz, 1975.
Margaret Millar: A Stranger in My Grave. 1960.
Dieses Buch gehört zu meinen ganz frühen Krimis, mit „früh“ meine ich jetzt so das Alter von etwa siebzehn. (Vorher kannte ich eigentlich nur Sayers, Chandler und Sjöwall/Wahlöö.) Nun habe ich es erstmals seit mehr als dreißig Jahren wiedergelesen, jetzt auch auf Englisch, und war doch ziemlich beeindruckt.
Zum Buch: Zunächst einmal finde ich die Ausgangssituation genauso gruselig wie damals auch: Eine junge Frau träumt, sie habe ihr eigenes Grab gefunden – und im Wachen weiß sie auch ganz genau, wo es liegt. Nur kann sie sich nicht mehr erinnern, was sie an ihrem vermeintlichen Todesdatum wirklich getan hat. Sie heuert einen Privatdetektiv an, der ihr helfen soll, diesen Tag von vor etwa vier Jahren zu rekonstruieren.
Ich hätte mir (heute wie damals) gewünscht, daß die Autorin die Sicht der Protagonistin durchhält; im Laufe des Buches schwindet das unheimliche Element vom Anfang und wird durch ein weniger unheimliches ersetzt. Heraus kommt eine kühle Beschreibung einer feindseligen gesellschaftlichen Atmosphäre im Kalifornien der 1950er Jahre, auch und gerade, was die Einstellung zu Frauen allgemein angeht. Manche der Dialoge sind so voller seelischer Grausamkeit, daß ich in Gedanken Fingernägel über Schiefer kratzen hörte – das hat Millar schon sehr, sehr gut gemacht. Und ich fürchte, diese Situationen sind für manche Menschen heute auch nicht anders … Nur die Liebesgeschichte fand ich unglaubwürdig, aber vielleicht ist die auch der Zeit geschuldet. Lohnenswert ist das Wiederlesen allemal!
Deutschsprachige Ausgabe:
Margaret Millar: Ein Fremder liegt in meinem Grab. Übersetzt von Elizabeth Gilbert. Diogenes, 1969.
Aktuell:
Alte Krimis, neue Sachbücher, ein paar Märchen und Gedichtbände – und die Weihnachtsbücher!
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